Ich verbrachte jede Nacht auf dieser Yacht, den wunderschönen Yachtclub bekomme ich nicht aus meinem Kopf. Die Zeit, die ich dort mit ihr verbrachte, die Küsse, die wir uns gaben, die Umarmungen, die Liebe zwischen uns. Das ist jetzt vorbei. Seitdem sie gegangen ist, fühlt sich alles leer an ohne sie.
Ich würde alles tun, um ein letztes Mal mit ihr zu sein. Jeden Tag putzte ich meine Yacht besenrein, bevor sie kam, nur damit es etwas schöner aussah. Wir haben immer Essen zusammen bestellt, ob chinesisch oder thailändisch, einen simplen Döner oder Burger. Es war immer so speziell, ist das wirklich alles vorbei?
Sie sagte, dass ich den Alkohol abspecken sollte. Ich habe es getan, den Likör, Wein und das Bier habe ich nur für sie gelassen. Aufgehört zu trinken, mein Leben auf die Reihe gekriegt, alles nur für sie. Sie hat mir geholfen, sie war für mich da, sie gab mir die Stärke – jetzt ist sie weg.
Ich vermisse sie. Dieses Mädchen war der Grund, wieso ich jeden Tag die Motivation hatte aufzustehen. Ihre schön gepflegten und gemachten Haare werde ich nie vergessen. Ihre blauen Augen, die wie das Meer aussahen, ihre Wimpern, die so perfekt dazu passten – sogar ihre Augenbrauen waren für ihr schmales Gesicht schön geformt. Die Lippen, ihre Lippen – wow, wer hätte gedacht, dass dies unser letzter Kuss wäre?
Alles geschah auf dieser Yacht, mein Leben machte wieder Sinn, nur wegen ihr. Hier, mit ihr – war ich glücklich. Deshalb werde ich nie mehr hierher zurückkommen, keine weiteren schönen Momente haben, das war unser Ort. Hier hat uns niemand gesehen, hier konnten wir, wir selbst sein.
Ich wünschte, dass ich ihr noch ein letztes Mal sagen könnte, dass ich sie liebe. Ein einziges, letztes Mal. Mein Wunsch – der Wunsch, der nie erfüllt werden wird.
Dieser Text ist Teil der ABC-Etüden: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.
Die Wortspende für die Textwochen 23/24 des Jahres 2022 stammt von Anja mit ihrem Blog Annuschkas Northern Star. Sie lautet: Yachtclub, besenrein, abspecken.
Ach Mensch, der Typ in seinem Kummer tut mir einerseits echt leid, andererseits ist es auch sehr gefährlich, sein ganzes Leben für jemanden auf den Kopf zu stellen. Okay, in diesem Fall hat er dadurch sein Leben auf die Reihe gekriegt, aber so was kann auch ganz anders laufen, wenn man in die falsche Gesellschaft gerät …
Danke dir, schön, dass du wieder mitgeschrieben hast!
Abendgrüße! ⛅🌳🍵🌼👍
Genau! Mache ich sehr gerne 😀
Bittersüß. Deine Etüde bringt einmal einen ganz anderen Move in die Runde, das mag ich.
Mir gefällt deine Etüde auch sehr gut, Jessy. Unwillkürlich überlege ich mir, was die verlassene Person nun wohl tun mag? Einfach einem tristen Alltag nachgehen, wieder das Trinken anfangen? die Yacht verkaufen oder versenken?