Einleitung
Am Schluss des ersten Halbjahres in der 3. Klasse der Sekundarschule sollten alle SchülerInnen ein Migrationsprojekt abgeben. Das Migrationsprojekt erzählt die Lebensgeschichte einer Person, die in ihrem 20. Lebensjahr oder über 20 aus einem Land in die Schweiz eingewandert ist. Über diese bestimmte Person schreibt man dann dieses Migrationsprojekt.
Durch das Migrationsprojekt lernt man ein Projekt durchzuführen, zu dokumentieren und zu schreiben. Es bereitet uns auch auf weitere Projekte in unserer Zukunft vor, wie auf die Vertiefungsarbeit in der Lehre oder die Maturaarbeit, die wir alle früher oder später schreiben müssen. Wir lernen aber auch aus der spannenden Geschichte einer Person, die vielleicht vieles durchgemacht und erlebt hat.
Deshalb würde ich euch gerne Cristina Egle vorstellen. Ich habe sie ausgewählt, da sie die Mutter meiner engen Freundin ist und ich mich sehr gut mit ihr verstehe. Cristina Egle stammt ursprünglich aus Brasilien aus der Stadt Campo Grande, im Staat Mato Grosso do Sul. Sie ist in ihrem 27. Lebensjahr in die Schweiz eingewandert. Sie hat vieles in ihrem Leben erlebt. Ich habe sie gewählt, weil mich ihre Geschichte sehr interessierte und ich gerne mehr darüber erfahren wollte. Ihre Lebensgeschichte stelle ich euch gerne in meinem Migrationsprojekt vor.
Herkunft
Cristina Egle wuchs in Brasilien auf. Ganz genau in der Stadt Campo Grande im Staat Mato Grosso do Sul. Sie teilte sich ein kleines Heim mit ihren Eltern und ihrem Bruder. Ihr Vater betrieb in der Stadt ein kleines Baugeschäft mit Baumaterialien und allem, was dazu gehört. Cristina machte das Lernen immer Spass. Sie lernte einfach und war auch gerne in der Schule. Nach Schulschluss verbrachte Cristina viel Zeit im Geschäft ihres Vaters. Dort lernte sie und spielte mit ihrem Bruder Verkäuferin. Sie liebte Sport und tut es immer noch. Sie benötigt diese Bewegung in ihrem Alltag. Seit sie 4 Jahre alt ist, tanzt sie Samba und trat auch in Shows auf.

Als sie in die siebte Klasse kam, wechselte sie auf eine Schule in der Stadt und besuchte anschliessend die Universität, um Jura zu studieren. Sie stimmte allerdings nicht allem zu, was von ihr erwartet wurde, weshalb sie nach sechs Monaten ihr Studium abbrach und eine Ausbildung zur Physiotherapeutin begann. Doch schnell merkte sie, dass dies ebenfalls kein Beruf für sie war.
Cristina entschied sich dann, Lehrerin zu werden. Sie stellte auch ein Projekt auf die Beine, um andere Menschen über Hygiene aufzuklären. Dafür reiste sie einen Monat lang in ganz Brasilien herum. Für diese Arbeit bekam sie danach eine Auszeichnung der Präsidentin.
Grund für die Auswanderung und Abreise
Der Grund, wieso Cristina auswanderte, war ihr Mann.
Während seiner dreimonatigen Brasilien-Rundreise sassen Cristina und er zufällig im Bus nebeneinander. Sie kamen ins Gespräch und redeten sehr gebrochen miteinander, eher mit Handzeichen, denn er konnte kein Portugiesisch und sie weder Deutsch noch Englisch. Nach der Busfahrt lud sie ihn ein und er wohnte eine Weile bei ihr. Es war eine grosse Herausforderung, da sie nicht zusammen kommunizieren konnten.
Mit ihrer Mutter war es dann noch schwieriger, da Cristina arbeitete und er in dieser Zeit allein mit der Mutter war. Cristina wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass er aus der Schweiz kam. Sie dachte aus Peru oder einem Nachbarland.
Als er nach 3 Monaten zurück in die Schweiz kehrte, fragte er sie, ob sie mitkommen wolle. Sie willigte ein. Alle ihre Freunde hielten sie für verrückt. Doch ihre Mutter sagte immer: Probiere alles einmal aus. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du immer zurückkommen, aber wenigstens hast du es dann versucht. Das tat Cristina dann auch.
Am meisten vermisste Cristina ihre Mutter und ihren Bruder. Ihr Vater war sehr früh gestorben. Darum hatte sie Schuldgefühle, ihre Familie zurückzulassen. Auch den Strand vermisste sie sehr. Die frischen Früchte und die Zivilisation. Als sie in Brasilien lebte, reiste sie immer an Karneval nach El Salvador und feierte dort, seit sie ganz klein war.
Früher kehrte sie immer zum Karneval nach Brasilien zurück, denn es war das Highlight des ganzen Jahres. Das konnte sie in den vergangenen Jahren leider nicht mehr tun.
Ankunft in der neuen Heimat
Nachdem sie dem Vorschlag in der Schweiz zu leben zugestimmt hatte und es einfach mal probieren wollte, fingen die beiden an zu packen und machten sich für den Flug bereit. Cristina verabschiedete sich von ihrer Familie und ihren Freunden. Das fiel ihr unglaublich schwer, denn so weit weg war sie noch nie gereist.
Ihr Mann kaufte ihr ein Ticket mit Hin- und Rückflug, falls sie doch wieder nach Hause wollte. Das gab ihr grosse Sicherheit. Der Flug war anstrengend, sagte Cristina. Sie war so nervös, dass sie den ganzen Flug über an grosser Übelkeit litt. Aber trotz allem kam sie am 2. August, nach einer 26 Stunden Reise, erschöpft aber glücklich, am Zürcher Flughafen an.
Ihr Mann hatte eine kleine Wohnung, in die Cristina einzog. Sie fühlte sich wohl in der Schweiz. Als sie aus dem Flughafen kam, fielen ihr die sauberen und glatten Strassen auf. Sie und ihr Mann lachen heute noch darüber. Die ersten sechs Monate in der Schweiz liefen relativ gut. Danach machte ihr das Heimweh sehr zu schaffen. Sie vermisste Ihre Mutter.
Sie entschied sich für vier Monate nach Brasilien zurückzukehren, um ihre Mutter, ihren Bruder und ihre Freunde zu besuchen. In der Zeit in Brasilien sprach sie viel mit ihrer Mutter über ihre Situation und traf alle ihre Freunde wieder. Das half ihr. Ihr ging es deutlich besser nach ihrer Rückkehr.
Einleben und Integration in der neuen Heimat
Da Cristina hier in der Schweiz einen Job als Pflegefachfrau annahm, integrierte sie sich schnell und sie fühlte sich wohl. Auch mit den Freunden ihres Mannes verstand sie sich gut.
Sie liebte die Schweiz. Als kleines Kind hatte sie immer von Blumenwiesen, verschneiten Bergen und schönen Landschaften geträumt. In der Schweiz wurden ihre Kindheitsträume wahr, sie sah genau das, was sie sich vorgestellt hatte. In diesem Moment wusste sie, dass es eine gute Entscheidung war, in die Schweiz zu ziehen.
Ein kleines Hindernis für Cristina war jedoch die Sprache. Obwohl sie leicht lernte, fiel es ihr anfangs schwer, weil Deutsch keine leichte Sprache ist. Sie lernte Deutsch durch ihren Job und durch das Zeitungslesen, sodass sie immer besser mit anderen Leuten und Arbeitskollegen kommunizieren konnte.
Cristina mag die Schweiz, da es hier so sauber ist. Sie schätzt auch die Sicherheit. In Brasilien ist die Kriminalität sehr hoch, das kann man nicht mit der Schweiz vergleichen. Die Schweizer empfindet sie jedoch als eher verschlossen, weil sie vieles für sich privat halten. Sie scheinen ihr etwas kalt und deren Stimmung hängt sehr vom Wetter ab. In Brasilien sind die Leute viel offener und fröhlicher. Aber auch sehr temperamentvoll.
Heute / Zukunftspläne
Heute lebt Cristina glücklich mit ihrer Familie in Affoltern am Albis. Vor Corona besuchte sie ihre Mutter und ihren Bruder jedes Jahr in Brasilien. Seit Corona nur noch jedes zweite oder dritte Jahr. Leider ist ihre Mutter vor 2 Jahren verstorben. Deshalb kommt ihr Bruder sie ein- bis zweimal pro Jahr in der Schweiz besuchen.
Sie vermisst Brasilien nicht, weil sie in der Schweiz viele neue Freunde gefunden und eine wunderbare Familie gegründet hat. Kürzlich fing sie auch an, ihrer Leidenschaft nachzugehen und einen Massagekurs zu belegen. In Zukunft möchte sie den Winter in den Bergen verbringen, um dort Massagen anzubieten. Im Sommer möchte sie im Zentrum von Zürich auch Masseurin zu ihrem Beruf machen. Sie liebt ihre Arbeit im Pflegebereich, doch ist diese sehr anspruchsvoll und ermüdend. Deshalb hat sie vor, sich vorerst in die Massage zurückzuziehen. Das sind ihre Pläne für die Zukunft.
Fazit
Ich finde äusserst interessant, was Cristina alles in ihrem Leben erlebt hat. Der Unterschied zwischen der Schweiz und Brasilien ist sehr gross, da die Menschen und deren Charaktereigenschaften sich sehr unterscheiden. Was mich sehr beeindruckte, ist die Kriminalität in Brasilien. Cristina erzählte, dass man nie einfach die Tasche hinstellen könnte, sie wäre direkt weg. Das erstaunte mich wirklich.
Während der Arbeit am Migrationsportrait lernte ich sehr viel über Brasiliens Kultur. Ich wusste etwa nicht, dass Karneval eine so grosse Sache ist. Ich dachte, es sei lediglich ein Fest wie in anderen Ländern. Doch dass sich Leute extra freinehmen, um den Karneval tagelang mitzuverfolgen, war mir nicht bekannt. Das würde ich gerne mal miterleben, ich stelle es mir so wunderschön vor.
Ich würde definitiv gerne mal nach Brasilien reisen, denn mich interessiert die Kultur und die Lebensweise sehr. Allgemein interessiert mich das Leben in anderen Ländern sehr.
Ich finde, Cristina war die perfekte Interviewpartnerin für mein Migrationsportrait. Sie hatte viel Interessantes zu erzählen. Damit bin ich sehr zufrieden. Was ich verbessern könnte, ist mein Zeitmanagement. Ich habe etwas spät angefangen mich wirklich mit meinem Text zu befassen und zu schreiben, was natürlich auch hiess, dass mir wenig Zeit für die Überarbeitung blieb. Das hätte ich besser machen können. Ansonsten bin ich sehr zufrieden und glücklich mit meinem Migrationsportrait.