Loresas Grossvater

Für jeden spielen die Grosseltern eine wichtige Rolle im Leben. Doch mir liegt mein Grossvater, der momentan leider sehr krank ist, besonders am Herzen.

Mein Grossvater väterlicherseits musste viel durchmachen in seinem Leben. Er stand immer wieder hinter mir und half mir jederzeit, auch wenn er nicht in der Schweiz, sondern in Nordmazedonien lebt. Er wurde in Kosovo geboren, zog dann aber wegen des Krieges mit seiner Familie nach Mazedonien. Trotzdem besuchen wir heute auch immer wieder sein altes Zuhause in Kosovo (in Ferizaj).

Er besuchte die Grundschule, die damals aber nur 4 Jahre dauerte. Auch wurde mein Grossvater in einer islamischen Schule geschickt, um vieles mehr über seine Religion zu lernen, da seine Familie sehr gläubig ist. Als er 20 Jahre alt wurde, wurde er ins Militär nach Bosnien eingezogen.

Der Vater von meinem Grossvater war Bauer, sein Onkel ebenso. Mit seinem Schulabschluss konnte er nicht viel erreichen und musste bei seinem Onkel als Landwirt arbeiten. Alle drei arbeiteten zusammen als Bauern, doch trotzdem reichte das Geld nicht, um alles zu finanzieren und um sich genügend zu ernähren. Sie arbeiteten mit Schafen, Kühen und Holz. Er musste tief unter dem Boden graben, um Kohle zu holen. Kohle nutzte man früher als Energieträger.

Meine Grossmutter hat immer wieder bei der Arbeit mitgeholfen, doch sie musste auch auf die Kinder aufpassen. Die Töchter von meinem Grossvater, also meine Tanten, besuchten die Schule in Kosovo.

Die Lebensbedingungen waren damals schwierig, weshalb mein Grossvater 1973 nach Deutschland auswanderte. Zu dieser Zeit war er bereits verheiratet, doch seine Frau und seine Kinder gingen nicht mit ihm nach Deutschland, sondern blieben zurück. Meine Grossmutter und die Kinder besuchten meinen Grossvater nie in Deutschland. Er kehrte ungefähr zweimal pro Jahr zu ihnen zurück. Nachdem mein Grossvater zurück in Kosovo gekommen war, wollten sie das Leben in Nordmazedonien weiterführen.

In seinem 55. Lebensjahr hatte er schon neun Kinder, sehr kranke Eltern und eine Frau (meine Grossmutter), um die er sich finanziell allein kümmern musste. Insgesamt waren es eigentlich zehn Kinder, doch eine Tochter starb im Alter von einem Jahr. Seine Eltern starben im Jahre 1984. Als wäre das nicht schlimm genug, starben alle seine Brüder, nur einer lebte bis zu seinem 87. Lebensjahr. Er musste im Jahre 2017 leider von uns gehen. 

Ich bin sehr froh darüber, einen solchen Grossvater wie ihn zu haben. Er ist eine sehr hilfsbereite, sympathische und fröhliche Person. Er ist ein Herzensmensch. Momentan lebt er in Nordmazedonien. Leider ist er sehr krank und kann nicht mehr laufen. Ich telefoniere jeden Tag mit ihm und regelmässig fragt er mich: „Wann kommst du wieder?“. Ich versuche in jeden Ferien, nach Mazedonien zu fliegen.

Mein Grossvater ist für mich ein Vorbild. Er setzte sich ein Ziel und erreichte dieses dann auch. Er unterstützte mich, egal, worum es ging. Auch sagt er mir immer wieder, wie lieb er mich hat. Ich freue mich sehr auf die Frühlingsferien, denn da sehe ich ihn erneut.

3 Antworten auf „Loresas Grossvater“

  1. Liebe Loresa, das ist eine beeindruckende Geschichte und ich hoffe, dass es deinem Grossvater bald besser gehst und du ihm vielleicht in den Sommerferien besuchen kannst. Er wird sich sicher sehr freuen.

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