Leon, der Pirat, war relativ jung das erste Mal auf See gefahren. Aufgewachsen auf einer Insel in einer Welt, bei der man sich früh entscheiden muss, ob man Pirat werden möchte oder Unterwürfiger der Monarchie.
Er war ein Waisenkind, das von einer Piratencrew gefunden wurde. Genau genommen war er also mit drei Jahren schon mal auf einem Piratenschiff mitgefahren, doch das galt nicht, da er sich nicht erinnern konnte. Ausserdem gab es bei dieser Fahrt kein Abenteuer, weshalb sie gar nicht zählen konnte.
Deshalb bestieg er mit acht Jahren das Boot Red Eye. Er schlich sich heimlich auf das Boot eines Piraten, den er sehr bewunderte, der ihn aber nie mitgenommen würde. Er versteckte sich zwischen Fässern, in denen der Proviant der Piraten gelagert wurde.
„Das Schiff legt ab“, rief einer der Piraten. Tatsächlich begann sich das Schiff zu bewegen. Womit Leon nicht gerechnet hatte, war seine Reisekrankheit. Da er sich unter Deck versteckt hatte, musste er dringend hoch an die frische Luft. Einen Moment lang wartete er ab, um sicherzugehen, dass er nicht einfach wieder auf der Insel abgesetzt wurde. Dann schlich er sich hinauf. Er betrachtete als Erstes den Himmel und die Piratenflagge, die im Wind wehte.
Auf der Flagge war ein Abdruck einer Pflanze, eine sehr harmlose Flagge wie er fand, zumindest für Piraten. Doch sie hatte eine Bedeutung. Die Pflanze war nämlich die wertvollste Pflanze, die es auf der Insel gab. Sie war ein Wundermittel, denn mit ihr liess sich fast alles heilen. Ein Mann, welcher blind war, kam einst auf die Insel und wollte wieder sehen. Tatsächlich heilte ihn die Pflanze und er konnte wieder sehen. Ebenfalls konnte man auch ein besonders tödliches Gift mit der Pflanze herstellen.
Selbstvergessen blickte er nach oben. Er hatte schon vergessen, dass ihm übel war, als er seinen Blick nach vorn richtete. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Sie waren immer noch am Steg. Entsetzt darüber, dass sie den Hafen noch nicht verlassen hatten, schaute er sich um. Da fiel ihm erst auf, dass es sehr ruhig war. Er verstand aber nicht wieso, denn typisch war das für Piraten ganz bestimmt nicht. Auch das Dorf war totenstill. Leon verstand die Welt nicht mehr.
Er rannte den Hügel hinauf, um nachhause zu gelangen. Plötzlich standen alle Bewohner vor ihm. Sein Vormund hielt ihn an den Schultern fest, sodass er gezwungen war auf das Schiff zu schauen. Nacheinander traten die Piraten hinter dem Schiff hervor und stiegen ein. Die Piraten hatten sich versteckt und nur darauf gewartet, dass Leon ausstieg. Die Bewohner hatten den Auftrag Leon bei sich zu behalten, damit sie in die See stechen konnten.
Alle lachten und winkten zum Abschied. Auch Leon lachte, da er nicht glauben konnte, auf diese Liste hereingefallen zu sein. Das Schiff mit den winkenden Piraten verschwand am Horizont. Das Letzte, was man sah, war die Fahne mit der Heilpflanze.
„In naher Zukunft werde ich auch an Bord sein!!!“, rief Leon laut und voller Vorfreude.
Dieser Text ist im Rahmen der Impulswerkstatt Mai/Juni 2023 von Myriade entstanden. Dafür stehen vier Bilder sowie zwei Rahmensätze zur Verfügung.
Das ist ja eine wirklich tolle Geschichte, mit so viel Fantasie geschrieben und mit so menschlichen Piraten. Gefällt mir richtig gut !
Ich hab schon lang nicht mehr eine Fantasie Geschichte geschrieben, umso mehr freut es mich das es dir gefallen hat.;)