Heute sind wir gemeinsam mit der Klasse in ein Museum gegangen, welches über verschiedene Themen Exponate ausstellt. Wie über die Natur, den Zweiten Weltkrieg, das Sonnensystem oder auch über alte Morde. Meine Freundin Lisa und ich entschieden uns, dass wir die Ausstellungen über Sonnensystem und über alte Morde anschauen wollten.
Was ihr vorab vielleicht noch wissen solltet, ich lebe schon seit drei Jahren in einem Waisenhaus. Der Grund liegt darin, dass meine Familie nach einem Spaziergang im Wald spurlos verschwunden ist. Die Polizei hat die Suche nach ihnen letzten Monat aufgegeben, da es seit drei Jahren keine Lebenszeichen von ihnen gab. Jedoch werde ich das Gefühl nicht los, dass sie noch irgendwo da draussen sind.
Auf jeden Fall zurück zum Museumsausflug. Nachdem wir in der Ausstellung über das Sonnensystem gewesen waren, ging es weiter zu der Mord-Ausstellung.
Ich hatte schon vorher ein ganz schauriges Gefühl, welches mich seit dem Museumseintritt verfolgte. Jedoch hatte ich ihm nicht wirklich viel Beachtung geschenkt, wodurch ich trotzdem in den Themenbereich ging. Dort angekommen, überfiel mich eine tiefe Trauer, da ich nicht so viele echte Exponate in der Ausstellung erwartet hatte. Etwas weiter hinten in einer eher dunkleren Ecke bemerkte ich eine Maske, jedoch war sie nicht so wie die anderen in einer Glashaube, sondern sie lag einfach so auf dem Boden.
Eigentlich wollte ich mir die Maske nicht näher anschauen, trotzdem fühlte ich mich aus einem unbekannten Grund zu ihr hingezogen. Als ich dann jedoch hinten bei der Maske ankam, merkte ich erst, wie schlimm die Maske von nahem aussah. Sie war alt und braun, und bei näherem Hinsehen sah ich, dass in der Maske eine Kette lag, die mir unfassbar bekannt vorkam. Plötzlich, mit einem Schlag, erkannte ich sie wieder, es war die Kette meiner vermissten Mutter.
Bevor ich mir die Maske jedoch noch näher ansehen konnte, hörte ich auf einmal Schüsse, die aus allen Richtungen zu kommen schienen. Ich schrie und suchte nach meiner Freundin, fand sie aber nicht mehr. Plötzlich erschienen vier Personen vor mir. Ich traute meinen Augen kaum, als ich erkannte, dass jede dieser Personen dieselbe Maske aufhatte, wie die auf dem Boden liegende. Die Frau, die in der Mitte stand, stellte mir immer wieder die Frage „Bist du bereit, unserem Schicksal beizutreten, mein Kind?“
Es war meine Mutter, ich erkannte die Stimme sofort. Ich wusste direkt, dass sie zu einer Mördergruppe gehörte. Ich wusste auch, dass sie mich wahrscheinlich töten würden, wenn ich der Gruppe nicht beitreten würde. Doch ist mir mein Leben wirklich so viel wert, dass ich dafür Hunderte Menschen töten kann?
Dieser Text ist im Rahmen der Impulswerkstatt Mai/Juni 2023 von Myriade entstanden. Dafür stehen vier Bilder sowie zwei Rahmensätze zur Verfügung.
Oh, das ist ja spannend, mit einer ganz unerwarteten Wendung der Geschichte. Gefällt mir sehr und kommt im nächsten Durchgang in die Rubrik “Nachzügler”. Schöne Ferien!