Mein verhinderter Mord

In einem Städtchen ausserhalb von Becan Hills wohnte ich mit meiner Familie. Ich hatte zwei beste Freundinnen, Jenny und Rachel. Wir kannten uns schon seit der 2. Klasse, teilten denselben Humor und gingen gerne zusammen in die Rollschuhhalle. 

Gerade liefen wir zur Cafeteria, als mich Jenny fragte, ob ich auch Lust hätte, auf die Party zu gehen. „Wo und wann findet sie statt?“, fragte ich begeistert. „Heute Abend in der Rollschuhhalle“, sagte Rachel. Wir setzten uns an einen Tisch neben Jason und seiner Freundin Emely, sie waren beide eine Klasse über uns. Emely lächelte uns freundlich an. 

Wir entschlossen uns, an die Party zu gehen. Um neun Uhr trafen wir uns vor der Halle. Es gab viele Leute dort, die Stimmung war gut und wurde immer besser, also beschlossen wir zu bleiben. „Ich gehe mal aufs Klo“, meinte Jenny. „Okay, bis gleich, entgegnete Rachel. 

Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Das Licht ging aus und man hörte einen hellen Schrei. Das Licht wurde wieder angestellt und alle liefen durcheinander. Ich schnappte mir Rachel und zog sie zu dem Kreis, der sich gebildet hatte. Jenny lag am Bode in ihrem eigenen Blut. Ich rannte zu ihr, sie atmete noch schwach, aber ihr Blick ging starr gerade aus.

Schwach nahm ich wahr, dass Rachel den Krankenwagen rief. Unsanft wurde ich auf die Seite geschoben. Jenny wurde auf eine Liege gelegt und in den Krankenwagen gebracht. Die Leute um uns herum redeten wirr durcheinander. Rachel und ich fuhren mit ins Krankenhaus. 

Als wir endlich ankamen, drückte ich ein letztes Mal ihre Hand, bevor sie in den Operationssaal geschoben wurde. Wir setzten uns ins Wartezimmer, ich schaute zu Rachel hinüber. Sie schniefte gerade in ihr Taschentuch. „Sie wird schon wieder“, probierte ich mich selbst zu überzeugen. Doch meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich umarmte Rachel, als Jennys Mutter hineingestürzt kam. „Was ist passiert?“, fragte sie hektisch. Wir schilderten ihr das Geschehene. Wir sassen noch lange auf den unbequemen Stühlen, bis wir nach Hause geschickt wurden.

Vollkommen überfordert kam ich zu Hause an. Ich wusste nicht, wie ich mit all dem umgehen sollte. Ich wusste nur, dass ich wütend und traurig war. Ich wollte Jennys Angreifer finden. Also schaute ich auf dem Handy die Fotos von der Party durch. Vor allem konzentrierte ich mich auf die Leute, die um Jenny gestanden waren. 

Ich googelte auch, wer die Party organisiert hatte. Dabei stiess ich auf eine interessante Anzeige, die behauptete, dass man mithilfe einer Pille in die Zukunft sehen könne. Dies könnte mir vielleicht helfen, den Angreifer zu finden, wenn er seine Spuren verwischt oder seinen zweiten Schachzug plant. Obwohl ich nicht gänzlich überzeugt war, bestellte ich aus Verzweiflung eine Pille. Am nächsten Morgen stand das Paket vor meiner Tür. Hastig öffnete ich die Verpackung und tatsächlich lag da eine schwarze Pille darin. 

Am Nachmittag kam die erschütternde Nachricht, dass Jenny es nicht geschafft hatte. Ich war am Boden zerstört. Jetzt war der Angreifer zum Mörder geworden und ich wollte ihn unbedingt finden, also schluckte ich die Pille hinunter. Die Pille schien schon zu wirken, denn mein Umfeld begann zu verschwimmen. Ein Typ verbrannte ein Blut besudeltes T-Shirt und verbuddelte ein Messer.

Da diese Pille einen Blick in die Zukunft ermöglichte, konnte ich davon ausgehen, dass dies in der Zukunft geschehen würde. Ruckartig wurde ich ins Hier und Jetzt gerissen. Das Gesicht hatte ich nicht erkennen können, aber wenigstens wusste ich nun, dass es ein Mann gewesen war. Einige der Verdächtigen konnte ich so ausschliessen. 

Später musste ich zur Polizei, um dort Fragen zu beantworten. Rachel sass bereits vor der Polizeistation. „Rachel“, ich lief zu ihr und umarmte sie. Rachel begann zu schluchzen „Warum, warum Jenny?“ „Ich weiss es nicht“, sagte ich bitter, „aber ich werde den Typ finden.“ Am nächsten Tag gingen wir in die Schule. Dort wurde eine Art Gedenkstätte errichtet, wo man Nachrichten hinterlassen, Kerzen oder Blumen hinstellen konnte. 

Meine Sicht verschwand ein zweites Mal, dank der Pille, vor meinen Augen. Eine Hand mit einem auffälligen Ring. Sie schrieb auf eine Karte: „Nun hast du bekommen, was du verdient hast“. Dann war es auch schon vorbei. Schnell lief ich zur Gedenkstätte. Dort lag wirklich der Brief! Wie krank musste man sein, dass man einer Toten so etwas schrieb? Zu Hause schaute ich mir noch einmal alle infrage kommenden Personen an. Doch was war das Motiv? 

Mir ging der spezielle Ring nicht mehr aus dem Kopf, der die Hand geziert hatte. Ich nahm mir vor, die Leute morgen besser in Augenschein zu nehmen. Tatsächlich trug Jason einen solchen Ring. Das machte ihn zu meinem Hauptverdächtigen. Während der Schulzeit konnte ich ihn leider nicht im Blick haben, aber in den Pausen probierte ich so viel wie möglich herauszufinden. 

Er wirkte nervös und schaute immer wieder zu Emely, seiner Freundin, hinüber. Ich entschied mich, ihm nach der Schule zu folgen. Als er sich umdrehte, schaute er mich verwirrt an. „Warum folgst du mir?“, fragte Jason verunsichert. „Ich folge dir nicht“, entgegnete ich. Er wirkte nicht wirklich überzeugt.

Damit er nicht noch mehr Verdacht schöpfte, ging ich nach Hause. Dort schaute ich nachdenklich aus dem Fenster, als meine Sicht erneut vor meinen Augen verschwamm. Ich sah, wie ich reglos in einem Teich lag. Ich schrak zusammen. Der Mörder musste wissen, dass ich ihm auf der Spur war. 

Doch das einzig Merkwürdige oder Verdächtige, das passiert war, war das Zusammentreffen mit Jason. Ich ertrug die Ungewissheit nicht mehr. Ich schnappte mir meine Jacke und ging nach draussen. „Wo wohnt Jason?“, fragte ich mich. Rachel hatte mal erwähnt, dass er in der Nähe des Shopping-Centers wohne. 

Entschlossen marschierte ich dorthin. Da ich nicht wusste, in welche Richtung ich von da aus gehen sollte, schrieb ich Rachel eine Nachricht. „Hallo, weisst du, wo Jason wohnt?“ „Ja, aber warum willst du das wissen?“, fragte sie neugierig. Rachel hatte schon genügend Dinge, um die sie sich Sorgen machen musste, also entschied ich mich, ihr nicht die Wahrheit zu sagen.

„Ich habe seinen Schlüssel gefunden und möchte ihn zurückbringen.“  „Okay, er wohnt in der Kirchstrasse 17“, antwortete sie. Hastig schrieb ich ein „Danke“ und packte mein Handy wieder ein. Jason schritt aus der Türe, ich konnte mich gerade noch hinter eine Mülltonne ducken. Er ging in Richtung Wald. 

Mit genügend Abstand schlich ich ihm hinterher. Es fing an zu dämmern und ich hatte nicht mal einen Plan. Jason ging um eine Ecke und ich sah ihn nicht mehr. Wir waren gleich bei dem kleinen Teich angekommen. Vorsichtig lief ich um die Ecke. Doch zu spät bemerkte ich, dass Jason stehen geblieben war. Er schaute mich wütend an.

„Warum folgst du mir?“, fragte er befehlend. „Ich bin nur spazieren“, stotterte ich vor mich hin. „Du bist mir offensichtlich gefolgt, also noch einmal, warum folgst du mir?“ , fragte er ungeduldig. Plötzlich platzte es aus mir heraus. „Du hast Jenny getötet!“, schrie ich. Er schaute sich kopfschüttelnd um. Schnell schrieb ich Rachel „Hilfe“, dann liess ich mein Handy in meine Jackentasche rutschen. 

„Was redest du da, ich war es nicht! Ich würde nie so etwas Schreckliches tun!“, sagte er gekränkt. „Du warst es, du trägst den Ring, du musst es gewesen sein“, beharrte ich weiter. „Ich habe weder jemanden umgebracht, noch habe ich eine Karte geschrieben.“ Ich stockte, ich hatte nichts von einer Karte gesagt. Jason schien dies auch bewusst zu werden und schaute mich ertappt an. Erstarrt flüsterte ich: „Warum?“ Jasons Schultern sackten zusammen und er gestand es mir.

„Ja, ich habe sie umgebracht. Emely hat mit mir Schluss gemacht, da sie sich in Jenny verliebt hat“, sprudelte es aus ihm hinaus. Mir stiegen Tränen in die Augen. Er hatte sie wirklich umgebracht! „Du Monster!“, meine Stimme brach. „Du weisst etwas, was du nicht wissen solltest“, sagte er bedrohlich, „was mache ich jetzt mit dir?“

Ich stolperte einen Schritt zurück, doch er packte mich. Er zog mich in Richtung Teich. Ich strampelte und schrie, vergeblich probierte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Ich knallte auf den Boden und wollte gerade wegrennen, als er mich grob packte. Da hörte ich eine Sirene, die immer näher kamen. Jason lockerte seinen Griff. 

Diese Gelegenheit nutzte ich. Ruckartig riss ich mich los und stolperte zurück. Da kamen auch schon Polizisten von allen Seiten. „Jason Brown, Sie werden wegen Verdacht auf Mordes an Jenny verhaftet“, leierte der Polizist hinunter. Rachel kam hervor und rannte zu mir.

Ich blieb ein paar Tage im Bett und erholte mich von den Strapazen. Rachel und ich gingen zu der Beerdigung von Jenny. Es war sehr traurig, aber ich hatte das Gefühl, mich von ihr verabschieden zu können. Rachel und ich sassen danach noch vor dem Grab. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fragte Rachel. „Ich weiss, es war dumm, aber für Jenny würde ich es immer wieder tun!“, sagte ich mit fester Stimme. 

Ihr wollt sicher wissen, wie die Geschichte ausgeht. Zuerst das Erfreuliche. Jason hat der Polizei alles gestanden und kommt ins Jugendgefängnis. Rachel und ich versuchen das Geschehene immer noch zu verarbeiten, doch das wird noch lange dauern. Zum Glück unterstützen wir einander.  

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