Die Surferin (ABC-Etüde)

Was mache ich? Warum lebe ich solch ein unkonventionelles Leben? Warum können meine Eltern nicht einen normalen Beruf haben? Doch das Schlimmste an dem Ganzen ist, dass sie mich immer mit hereinziehen.

Also, ich erkläre kurz. Meine Eltern sind grandiose Surfer und sind sehr berühmt. Das klingt jetzt vielleicht cool, aber sie sind nie für mich da und ich habe einen immensen Druck, so sein zu müssen wie sie.

Ich liebe das Surfen, aber ich möchte viel lieber studieren. Ich möchte Mathematikerin werden und mein Leben geniessen können. Doch dies wird für mich nie möglich sein, da ich keine Enttäuschung sein möchte.

Ich werde schnell aus meinen Gedanken gerissen, als mein kleiner Bruder bei mir im Zimmer steht. Er fragt mich: „Kommst du mit mir surfen? Die Wellen sind heute unfassbar schön.“ Ich stehe direkt auf und wir machen uns bereit.

Obwohl mein Bruder erst 16 ist, getraut er sich die gefährlichsten Tricks auf seinem Surfboard zu zeigen. Ich bin auch nicht schlecht, aber ich möchte hauptsächlich das Sausen des Windes und die Wellen geniessen.

Wenn ich im Wasser bin, kann ich mir keine andere Örtlichkeit vorstellen, wo ich mich besser fühlen würde. Ich liebe es hier. Ein Ort, an dem ich all meine Sorgen vergessen kann und ich einfach das Leben geniesse.

Ich gehe auf eine Welle zu und merke, wie mein Bruder die gleiche Welle nehmen möchte. Ich habe es so gemacht wie immer, wir streiten stets um die Wellen. Doch dieses Mal gibt niemand nach.

Wir lachen beide und passen kurz nicht auf. Ich bleibe hängen und spüre einen Schlag auf meinem Kopf. Ich höre noch leise meinen Bruder rufen, als ich tiefer und tiefer ins Meer sinke.


Dieser Text ist mit den Wörtern der ABC-Etüde für den Juni entstanden, die von Christiane betreut wird. Sie lauten Örtlichkeitunkonventionell und sausen.

4 Antworten auf „Die Surferin (ABC-Etüde)“

  1. Oh, was für ein tragisches Ende! Und alles das nur, weil man anerzogen bekommen hat, man müsse den Eltern gefallen und dankbar sein, dass sie einen in die Welt gesetzt haben und dann immer mit der Bemerkung kommen: “Ich habe es ja nur gut gemeint” oder “wir wissen, was gut für dich ist.”

    Ich habe diese Aussage als Kind schon unerträglich empfunden.

    Es ist gut, dass Du mit Deinem Text ein Zeichen DAGEGEN setzen willst.

    1. Ja ich finde die Eltern sagen immer man sollte dankbar sein. Doch einige zwingen auch ihre eigene Ideen auf ihr Kind. Dies ist nicht richtig. Ein Kind soll selber für sich denken und nicht das machen was die Eltern wollen. Danke fürs lesen meines Textes.
      Liebe Grüsse Brianna

  2. Das ist schlimm, wenn man von seinen Gefühlen so hin und her gerissen wird. Ich finde es auch nicht okay von den Eltern, dass sie ihrem Kind nicht mehr Freiraum lassen und ihm vermitteln, dass auch andere Lebenswege okay sind.
    Eigentlich hoffe ich, dass sie gerettet wird und ihre Eltern durch diesen Unfall anfangen nachzudenken.
    Danke, dass du mitgeschrieben hast! 😉👍
    Mittagskaffeegrüße ☁️🌿🌼☕🍪

    1. Danke, machst du immer die abc-Etüden so gut. Ich habe immer viel Freude beim mitschreiben. Ja das Thema ist schlimm, aber ich finde es auch wichtig über solche Themen zu sprechen. Da es leider unserer Realität entspricht.
      Liebe Grüsse Brianna

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