Unendliches Fenster (Ayaz)

Es war ein Tag wie jeder andere. Ich, der die anderen von überall beobachtet. Wenn die Menschen bloss wissen würden, dass sie nie alleine sind. Wenn sie auf mich zukommen, bewege ich mich genau wie sie und sehe auch wie diese Personen aus. Mein einziges Problem ist, ich kann nicht in die Menschenwelt hineinlaufen oder mit jemanden Kontakt aufnehmen. Das Einzige, was ich kann, ist in die Welt der Menschen zu blicken. Ich lebe in Spiegelbildern und Reflektionen.

Ich habe jemanden kennengelernt und sie ist einfach so faszinierend. Ihr Leben ist so fesselnd und ich will ihr mehr Spannung bringen. Sie sieht immer in mich hinein, aber am Abend hat sie grosse Angst vor mir.

Ich lasse sie Sachen sehen, die sie sich nicht hätte vorstellen können, lasse sie Geräusche hören, die sie verfolgen. In diesen Situationen würde sie mich am liebsten zerstören. Bevor ich sie getroffen habe, zerstörte ich bereits mindestens 10 Millionen andere Menschen psychisch, sodass sie danach Selbstmord begannen oder starben.

In unserer ersten Nacht liess ich sie ihren verstorbenen Bruder hören. Er flehte sie an, ihm zu helfen. Sie sprang aus ihrem Bett auf, rannte los und fiel die Treppe runter. In der zweiten Nacht liess ich sie Schatten sehen, die immer näher auf sie zukamen, da rannte sie aus dem Haus und übernachte bei ihrem Freund. Als es wieder Morgen war, suchte sie ihre ganze Wohnung ab, weil sie wieder in Ruhe schlafen wollte. Als sie nichts fand, ging sie zur Arbeit und wie immer lief sie auf mich zu und schaute in ich hinein.

Danach musste ich warten, bis sie wieder von der Arbeit nach Hause kam, um mich weiter mit ihr zu beschäftigen. So verbrachten wir mehr als zwei Jahre zusammen. Ich trieb sie an den Rand des Wahnsinns, weshalb sie beschloss umzuziehen. Sie erhoffte sich ein Ende dieser Situation. Aber … sie nahm mich mit!

Ich hatte keine Lust aufzuhören. Sie hatte schon so lange durchgehalten, lebte immer noch, das war extrem spannend für mich. Eine wirklich interessante und starke Person. Aber ich war stärker. Ich nahm mir vor, mich noch mehr anzustrengen, um sie zu brechen und wenn es das Letzte wäre, was ich tun würde.

Es dauerte nicht mehr sehr lange und sie wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Jetzt kann ich sie nicht mehr sehen. Aber wenn sie wieder zurückkommt und in den Spiegel schaut, werde ich sie weiter verfolgen.

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