Hey, ich bin Elea und ich war bereits mit 16 Jahren die am meisten gesuchte Diebin!
Du fragst dich jetzt vielleicht, warum gerade ich, die bis vor sechs Monaten ein stinknormales Leben führte, die berüchtigtste Diebin unseres Zeitalters wurde. Tja, das wirst du wohl nie herausfinden, kleiner Scherz. Nur um das kurz klarzustellen, ich bin eigentlich kein schlechter Mensch. Ich bin ein guter Mensch, doch leider kommen Dinge manchmal anders, als man sie sich erhofft.
Momentan bin ich im Gefängnis, denn ich sitze eine Haftstrafe von sechs Jahren ab. Und gleich vorab, ich bereue nichts, auch wenn ich nun mit drei anderen Personen in einer Zelle mit kleinen Betten, schlechtem Essen und ohne soziale Medien leben muss. Noch etwas, ich bin nicht verrückt, auch wenn sich meine Geschichte etwas unglaubwürdig anhört. Aber lasst uns erst mal ganz zum Anfang des Geschehens gehen.
Zu dieser Zeit lebte ich mit meiner Oma allein in einer Zweizimmerwohnung. Sie war zwar etwas klein und baufällig, aber ich liebte sie trotzdem. An einem Abend merkte ich, dass sich meine Oma jedoch komisch verhielt, sie war bleich und sehr ruhig. Ich fragte sie natürlich direkt, was los sei. Daraufhin flüsterte sie mir ins Ohr, dass sie wahrscheinlich bald von uns gehen müsse. Daher hatte sie ein kleines Geschenk für mich.
Ich öffnete langsam das Paket, während mir Tränen über die Wangen kullerten. Als ich das Geschenk öffnete, war ich etwas verwirrt, denn es enthielt eine kleine rote Dose, in der sich viele Tabletten befanden. Ich wollte gerade eine herausnehmen, da schlug mir meine Grossmutter auf die Hand. „Du musst die Tabletten mit Bedacht nehmen und vergiss nie, rede immer mit Vorsicht, denn manchmal können Wünsche in Erfüllung gehen“, sagte sie mir energisch.
Das waren ihre letzten Worte an mich, denn kurze Zeit später verstarb sie im Krankenhaus. An dem Abend, als ich vom Krankenhaus nach Hause lief, erinnerte ich mich an die Tabletten, die sie mir gegeben hatte. Also entschied ich mich eine der Tabletten zu nehmen, doch es passierte nichts. Ich dachte mir nichts Grosses dabei. Ich vermutete, dass mir meine Grossmutter einfach nur mit einer kleinen Leckerei eine Freude hatte machen wollen.
In dieser Nach war ich noch unterwegs. Ungefähr 20 Minuten, nachdem ich die Tablette genommen hatte, setzte ich mich auf eine Bank und beobachtete Vögel. Und dann passierte es. Ich flüsterte leise in die Dunkelheit „Ich wünschte, ich könnte fliegen wie ein Vogel, wohin ich auch immer möchte.“ Ich blieb noch weitere 5 Minuten auf der Bank sitzen und war in meinen Gedanken vertieft.
Als ich aufstand, merkte ich, wie riesig der Abstand zum Boden plötzlich war. Ich überlegte mir kurz, ob es sich bei den Tabletten, die mir meine Grossmutter gegeben hatte, um Drogen handelte. Doch das ähnelte meiner Grossmutter nicht, sie hätte mir niemals Drogen gegeben! Ich schloss noch mal fest die Augen und neigte meinen Kopf nach unten. Als ich meine Augen wieder öffnete, fiel mir erst auf, dass mein Körper viel kleiner und mit Federn bedeckt war!
Ist es das, was ich denke? Sind das Tabletten, mit denen ich mich in ein Tier verwandeln kann? Aber wie kann das möglich sein? Ich verstand die Welt nicht mehr. Aber es gab keine andere Erklärung. Also versuchte ich es, ja du hast richtig gehört, ich versuchte zufliegen! Ich breitete meine Flügel aus und tatsächlich es funktionierte, ich flog!
Ich setzte mich nach einer Weile auf einen Stein, doch plötzlich wie ein Blitz traf mich die Trauer. Werde ich jetzt für immer ein Vogel bleiben? Das will ich nicht! Ich blieb noch lange am See sitzen und überlegte mir, wie mein Leben nun weitergehen würde. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung, verwandelte ich mich wieder zu einem Menschen zurück. Ich war so glücklich, da ich mein Leben definitiv nicht als Vogel zu Ende leben wollte.
Plötzlich erinnerte ich mich daran, was meine Grossmutter mir gesagt hatte, bevor sie starb. „Rede mit Bedacht, denn manchmal gehen Wünsche in Erfüllung.“ Doch da war noch etwas, dass sie mir gesagt hatte. „Die goldene Zahl ist zwei.“ Das hiess wahrscheinlich, dass die Wirkung der Tabletten nur zwei Stunden anhielt und mich danach wieder zurückverwandelte. So wie es aussah, hatte mir meine Grossmutter also Tabletten gegeben, mit denen ich mich in andere Wesen verwandeln konnte.
In dieser Nacht nutzte ich die Tabletten noch mehrmals. Dadurch erfuhr ich, dass ich mich sogar in andere Menschen verwandeln konnte. Diese Erkenntnis brachte mich auf eine gute Idee.
Am Nachmittag des nächsten Tages lief ich also in eine grosse Luxusboutique, um etwas zu stehlen. Plötzlich sah ich, wie eine grosse Frau mit schwarzen Haaren und zwei riesigen Bodyguards an ihrer Seite aus dem Laden liefen. Ich hörte noch, wie ein Mann aus dem Geschäft ihr hinterherrief: „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Miss Beverly.“ In diesem Moment wusste, dass sie war, in die ich mich verwandeln würde. Ich schluckte schnell eine Pille und wünschte mir, Miss Beverly zu werden.
Nachdem ich mich vergewissert, dass sie weg war, kam ich aus meinem Versteck hervor und stolzierte selbstbewusst in den Laden. Der Geschäftsführer lief direkt in meine Richtung. Er rief mit offenen Armen: „Miss Beverly, haben Sie etwas vergessen?“ „Nein, du Trottel, ich bin einfach hier, um weiter zu shoppen, deine Boutique ist die beste der ganzen Stadt.“ Ich sah ihm an, dass er etwas perplex war. Professionell, wie er war, ging er aber auf meine Provokation nicht ein, sondern lief direkt los, um mich durch den Laden zu führen. Überall an den Wänden hingen Regale mit wunderschönen Taschen, Schmuck und Schuhen.
Ich hielt mich definitiv nicht zurück und wählte sechs Taschen sowie mehrere Kleider und Schuhe aus. Dann kam es zum anspruchsvolleren Teil meines Planes. Ich musste ihn davon überzeugen, dass ich meine Bankkarte zu Hause vergessen hatte. Glücklicherweise glaubte er mir aber sofort, da er und die echte Miss Beverly wohl eine echt gute Freundschaft pflegten. Er packte mir die Einkäufe ein und liess sie mich mit einer Unterschrift bestätigen. So konnte ich oder besser gesagt Miss Beverly sie das nächste Mal bezahlen.
Die nächsten Wochen verbrachte ich damit, mehrere Einkäufe und auch Diebstähle in Museen oder Antiquitätenläden zu tätigen. Schon bald waren die Nachrichten voll mit Artikeln und Vermutungen über den geheimnisvollen Dieb, seine Motive und Absichten. Ich wurde immer selbstbewusster und das war wohl auch der Grund, weshalb mir eines Abends die Idee einfiel: Ich wollte eine Bank ausrauben und dadurch reich werden. Damit zerstörte ich allerdings mehr oder weniger mein Leben, aber hinterher ist man immer klüger.
Wie es dazu kam? Nach Wochen genauster Planung war es endlich so weit: Mein Raub stand bevor. Dafür verwandelte ich mich am Morgen in eine Maus. So gelangte ich ohne Schwierigkeiten durch ein kleines Loch in der Hintertür in die Bank hinein. Dann begab ich mich auf direkten Weg zum Tresor. Ich gab den Code ein, den ich am Tag zuvor herausgefunden hatte. Die Tresortür öffnete sich und ich wusste, dass ich jetzt schnell sein musste.
Also verwandelte ich mich in einen jungen Mann und schnappte mir vier Goldbarren und dann ging der Alarm an. Genauso wie ich es berechnet hatte, 35 Sekunden nach der Öffnung der Tür. Das war mein Stichwort, ich legte mir meinen Rucksack um und rannte los, raus auf die Strasse.
Doch etwas war anders. Mein Plan hätte anders laufen müssen. Was ich nicht bedacht hatte, um genau diese Zeit verliessen immer mehrere Geschäftsleute das riesige Gebäude, um Mittagspause zu machen. Ich schwitzte vor Aufregung und hörte die Polizei, die mich mittlerweile verfolgte. Ich wusste, dass ich mich sofort verwandeln musste, wenn mein restliches Leben nicht ganz anders aussehen sollte, als ich mir erhoffte. Also nahm ich die Dose aus meiner Jackentasche und öffnete hektisch den Deckel.
Aber zu meinem Entsetzen war die Dose leer! Meine Augen füllten sich mit Tränen und begannen fürchterlich zu brennen. Die Tabletten waren wohl während meiner Flucht rausgefallen. Ich spürte plötzlich, wie mich jemand von hinten fest an der Schulter packte und auf den Boden drückte. Ich versuchte mich zwar mit meiner ganzen Kraft aus dem Griff der Polizisten zu lösen, jedoch war es einfach nicht möglich.
Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, dass ich in einem Bett lag und vor mir riesige Gitterstäbe sah. In diesem Moment wusste ich, dass mein Abenteuer nun vorbei war. In mir breitete sich eine extreme Wut aus. Wie konnte das bloss sein, dass mir meine Tabletten aus der Dose gefallen waren?
Inzwischen befinde ich mich bereits einige Wochen in dem Gefängnis. Aber heute Morgen … Du wirst es kaum glauben. Heute Morgen machte ich eine interessante Entdeckung. Hinter meinem Bett in einer kleinen Ritze befand sich die exakt gleiche Dose, die ich von meiner Grossmutter bekommen hatte. Sie ist gefüllt mit Tabletten, die allerdings eine andere Farbe haben als meine ursprünglichen.
Vielleicht ist es ja nicht das letzte Mal, wo du von legendären Diebstählen und mir hörst.