Emotionen

Emotions? What are those?

Die Angst übernimmt meinen Kopf und mich, meinen Körper, mein Dasein. Ich weiss nicht, wieso ich noch hier bin, auch wenn ich manchmal meine Freude in den Drogen, die ich einnehme, finde. Das sind kleine Momente, die mich am Leben halten, auch wenn ich nicht erwarte, dass ich noch lange leben werde.

Tränen, die jede Nacht meine Wangen runterfliessen, jeder Gedanke an meine Eltern oder an die schönen Momente, die ich mal hatte, ohne illegale Substanzen einzunehmen. Einmal war mein Leben schön, einmal war ich eine gute Schülerin, einmal war ich glücklich. Leider ändern sich die Sachen im Leben. Ob man will oder nicht.

Heute war mein erster Tag nach dem Tod meiner Eltern zurück in der Schule und ich wollte, dass jeder meint, dass es mir gut geht. Deshalb, als die Frage „Wie geht es dir?“ aufkam, antwortete ich jedes Mal mit einem simplen „Ja, alles bestens.“, mit einem Lächeln im Gesicht. Ich wollte, dass die Menschen um mich herum denken, dass bei mir alles in Ordnung ist. Das ist wahrscheinlich eine der grössten Lügen, die ich jemals erzählte.

Heute ist der Tag, der Tag, an dem ich meine Freiheit bekomme und meine Eltern wiedersehen werde. Koks auf dem Tisch, meine letzte Spritze auf dem Tisch, die letzte Pille, den letzten Zug von meiner Zigarette, ist das jetzt das Ende? Ich sehe, wie mein Leben vor meinen Augen vorbeizieht, alle Momente, die ich gehabt habe – wie ein Kurzfilm über mein Leben, in Sekunden vorbei.

Ich spüre meinen Körper nicht mehr, meine Fingerspitzen sind taub und die Welt um mich herum hält still. Emotionen, Gefühle, nichts mehr. Alles ist so neutral, man kann nicht sagen, dass es langweilig ist, es ist … emotionslos.

Ganz leise höre ich noch Stimmen in meinem Kopf, die mir sagen, ich sollte aufwachen – mich nicht gehen lassen wollen. Ich verstehe es nicht, soll ich zurück? Zurück an den Ort, an dem ich Emotionen hatte und mich die ganze Zeit schlecht fühlte? Warum sollte ich das tun? Ich sehe keinen Grund.

Einmal sagte meine Mutter zu mir, dass ich auf meinem Herz hören sollte, aber was ist, wenn mein Herz nicht mehr schlägt? Nicht mehr meine Fragen beantwortet? Ist es ein Fehler, mein Leben aufzugeben?

Vielleicht, vielleicht auch nicht – werden mich Leute überhaupt vermissen? Werden Leute um mich trauern und Bilder auf Instagram oder Snapchat posten mit dem Satz: „Fly high little angel, I know you‘re watching over us“?

Gibt es Leute, die darüber lachen werden? Sagen werden, dass ich sowieso nur ein Stück Scheisse war? Eine Prostituierte? Eine Drogensüchtige? Wird es solche Menschen geben, die so etwas sagen? Ich glaube schon.

Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist ein Song, der mehr oder weniger so ging: „Was hat denn Sara auf dem Test? Ach ’ne 1 und du ’ne 6. Nimm dir ein Beispiel daran, nimm dein Leben in die Hand. Und der Franz hat gesagt, dass er Alkohol nicht mag, also warum trinkst du dann? Nimm dein Leben in die Hand. Und Charlotte, die spielt Geige und die Hanna will jetzt reiten, aber du tust nichts dergleichen. John ist immer freundlich, Mona hat ein gutes Zeugnis – während dir das alles nichts bedeutet.“

Ich erinnere mich plötzlich, dass das Leben gar nicht so schlimm war. Was habe ich nur getan?

3 Antworten auf „Emotionen“

  1. Ich fand deinen Artikel sehr toll und zum Glück mit Happy-End. Man muss auch ernstere Themen ansprechen. Es ist möglich, dass eine Person auch im echten Leben solche Gedanken hat. Wie alles Andere auf der Welt vergehen auch diese Gefühle und Gedanken irgendwann, so wie die des Mädchen in deiner Geschichte.

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